Geist-reiche Zeilen #002


2014 - 11 - 19
Christopher Postel



Herzlich Willkommen zur zweiten Ausgabe meines monatlichen Artikels. Nachdem ich letztes Monat einige "Rants" losgelassen und viele Themen angeschnitten habe, möchte ich dieses Monat viel detaillierter auf ein großes Thema eingehen, nämlich dem Standard Format, und noch konkreter auf ein Deck, das so unter dem Radar umherschwirrt, aber doch spielbar ist.

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich höchstwahrscheinlich eine UW Variante spiele, die normale Frage meiner Freunde ist dann nicht: "Und welches Deck spielst du heute?" Sondern: "Und splasht du heute eine Farbe oder spielst du straight UW?" Ich kann nicht anders, ich liebe diese Farbkombination, seitdem ich begonnen habe, auf Magic Turniere zu gehen, was zur Zeit des Scars of Mirrodin/ Innistrad Standards war. Bis heute habe ich mit ein paar Ausnahmen immer ein Deck gespielt, das dem Azorius-Clan zugehörig ist. 

So, genug Gequatsche! Unschwer vorzustellen spreche ich heute über UW Control. Das derzeitige Metagame ist zum Glück sehr vielfältig geworden, nach dem am Anfang nur Jeskai und Abzan gespielt wurde, und es macht so richtig Spaß, etwas Neues und Innovatives auszuprobieren. Ich habe selbst dann ein wenig herumgebastelt und bin schlussendlich hierzu gekommen:

UW Control
Main Deck    
4 Flooded Strand
8 Island
6 Plains
4 Temple of Enlightenment
4 Tranquil Cove
3 Banishing Light
2 Devouring Light
2 Dig Through Time
4 Dissolve
2 Elspeth, Sun's Champion
3 End Hostilities
2 Singing Bell Strike
3 Jace, the Living Guildpact
2 Last Breath
1 Nullify
3 Brimaz, King of Oreskos
4 Omenspeaker
2 Prognostic Sphinx
1 Resolute Archangel
SB
2 Negate
1 Aetherspouts
3 Hushwing Gryff
2 Erase
2 Disdainful Stroke
3 Nyx-Fleece Ram
2 Reprisal
 
 



Soviel einmal zur Deckliste! Nun möchte ich euch natürlich auch erklären, warum jeder Pick und die genaue Anzahl genauso wie aufgelistet ist!


Beginnen wir - so wie beim Deckcheck auch immer - mit den Ländern. Das Deck ist sehr kostenintensiv und möchte jede Runde bis Runde 7-8 Länder legen, da man Turn 5 dringend End Hostilities spielen möchte und sich Turn 7 unter Umständen mit Resolute Archangel selbst resetten möchte. Dadurch, dass man zweifärbig spielt, hat man Zugriff auf 12 Dualländer. Fetchländer erklären sich von selbst, Temple sind wichtig, um seine Draws zu verbessern und zu kontrollieren, und die Tranquil Cove sind gerade am Anfang wichtig, um seine Lifepoints stabil zu halten. Abgerundet wird die Manabase von 8 Island und 6 Plains. Man könnte dadurch, dass man "nur" zweifärbig ist sogar überlegen Radiant Fountain zu spielen, ich persönlich rate davon ab, da man Turn 3 oft Dissolve spielen will und/oder Brimaz, King of Oreskos. Fehlt dann die dritte farbige Source, hat man oft ein Problem. Ich könnte mir vorstellen, vielleicht eine Fountain zu spielen. Weiters sind 2-3 mehr Fetchländer eine Überlegung, um eventuell Dig Through Time ein bis zwei Turns früher spielen zu können und im Lategame keine unnötigen Manasources nachzuziehen.

Weiters geht es gleich mit den Kreaturen.

Viele werden sich über die 4 Omenspeaker wundern. Soviel sei gesagt, die sind derzeit durch fast nichts sinnvoll zu ersetzen. Omenspeaker blockt alles, was innerhalb der ersten 2-3 Turns gespielt wird, und hat zudem die Scry- Fähigkeit, die dem Deck hilft, ins Mid- bis Lategame zu kommen. 

Im 3er Drop gibt es nur den King.

Brimaz, King of Oreskos ist sowohl defensiv als auch offensiv ein Hammer. Ein Turn 3 Brimaz beendet das Spiel oft schneller, als es dem Gegner lieb ist, und frisst das Monorot- 1er Drop-Deck fast alleine. Auch im Control-Mirror ist die Karte super. Sein einziges Manko ist, dass er legendär ist, und somit wird er hier nur dreimal gespielt.


Im 5er Slot haben wir dann 2 Prognostic Sphinx. Wer die Block-Pro Tour Theros verfolgt hat, weiß, wie dominant diese Karte sein kann. Die Sphinx blockt Stormbreath Dragons den Tag lang, solang er nicht aufgemonstert wurde. Dasselbe natürlich auch bei Sarkhan, the Dragonspeaker. Wie auch unsere Katze ist die Sphinx sowohl offensiv als auch defensiv gut und kann sich selber schützen, was gegen Spotremoval immer gut ist.

Zu guter Letzt habe ich hier eine Karte integriert, die nicht oft gespielt wurde außerhalb des Limited Formats. Resolute Archangel ist im magischen Elesh Norn-Slot und kostet sieben Mana. Der Engel ist so wichtig, weil er, wie oben bereits gesagt, meine Lifepoints komplett resetted, somit das Damage- Race ein ganz anderes werden kann und man mit dem Wissen, dass man einen Engel in zwei Zügen spielt, teilweise schlechte Blocks vermeiden kann.

Als grobem Umriss der Kreaturen kann man sehen, dass alle defensiv und offensiv zu gebrauchen sind. Omenspeaker offensiv vielleicht weniger, aber alle anderen erfüllen defensiv gute Aufgaben und können ein Spiel alleine beenden, das war mir wichtig.

Nach dem Länder- und Kreaturenabriss nun die Spells. 


Beginnen wir mit unserem Removal:

End Hostilities würde gerne ein Supreme Verdict sein, bemüht sich auch, ist es aber leider nicht. Nichts desto trotz braucht man das Massremoval wie einen Bissen Brot und für diese Funktion gibt es derzeit in Standard nichts Besseres.

Last Breath hat sich schon vor der Rotation bewährt und ist als 2-of gesetzt, da es neben kleinen Tieren vor allem Courser of Kruphix abstellt, der derzeit omnipräsent ist. Banishing Light kennt auch jeder und ist als Catch-all Removal deshalb dreimal im Deck enthalten. Devouring Light und Singing Bell Strike sind Sachen, die ich testen wollte und richtig gut funktionieren. Bell Strike ist zwar Sorcery Speed, trotzdem tappt es unangenehme Sachen wie Stormbreath Dragon und Polukranos nieder, oder auch einmal einen gegnerischen Brimaz. Devouring Light bewährt sich oft mit Brimaz- oder Elspeth-Token und kommt teilweise aus dem Nichts für den Gegner.

Nach den Removals gehe ich kurz auf meine Counterspells ein. Von denen gibt es genau 5. Viermal der derzeit beste Counterspell im Format: Dissolve. Dissolve countert alles, immer, außer es ist uncounterbar. Ab Turn 3 will man doppel Blau haben, um je nach Situation zu countern. Mein zweiter Counter ist ein 1-of Nullify. Hierbei bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich ein zweites spielen will oder vielleicht doch gar keines. Da bin ich noch unentschlossen. Durch die Situationsabhängigkeit von Nullify kann es gerade im richtigen Moment kommen, da es nur 2 Mana kostet, genauso aber eine tote Handkarte sein.

Zum Abschluss des Maindecks haben wir noch:
2 Dig through Time
2 Elspeth, Sun's Champion
3 Jace, the Living Guildpact

Über Dig muss ich wahrscheinlich nicht viel sagen, da es derzeit in fast allen Formaten gehyped wird und dementsprechend stark ist. Das Einzige was man vielleicht sagen kann, und das sagt jetzt bitte jeder laut: "He's got a Dig in his hand...." Beim letzten MagicTalk konnten wir uns da sehr gut darüber amüsieren!

Genug der blöden Scherze, zu den Planeswalkern. Elspeth ist eine der stabilsten Winconditions dieses Decks und dementsprechend gut und wichtig, weil sie neben Burschen machen eben auch große Burschen erledigen kann. Aber hier muss man sich nur die letzte Standardseason anschauen. Zum interessanten Teil: Jace, the Living Guildpact.

Ich glaube, ich bin einer der Wenigen, die Potential in dieser Karte sehen. Seine Plus- Fähigkeit spielt gut mit Dig through Time zusammen und kontrolliert schlechte Draws. Seine Minus- Fähigkeit ist zeitweise wichtig, um dem Gegner einen Zug zu nehmen oder selbst einen Alphastrike vorzubereiten. Sein Ultimate beendet in 90 Prozent der Fällen einfach das Spiel. Zudem sind im 4-Mana-Slot wenig bis keine gute Alternativen in dieser Farbkombination. Ich persönlich bin von Jace begeistert, weil er das Deck stabiler macht und zeitweise einfach gewinnt.

Das war das Maindeck, ein kurzer Blick auf das Sideboard folgt:


Negate und Erase sind im Mirrormatch unerlässlich. 

Disdainful Stroke und Reprisal

machen das Abzan Midrange Matchup um Längen besser. Genauso Hushwing Gryff, der Rhinos und Rocs alt aussehen lässt und ein wenig den Druck abnimmt, weil er theoretisch ja auch in der Luft blocken kann.

Das Nyx-Fleece Ram ist absolut wichtig gegen jedes Deck, das sich aggressiv schimpft, und bringt einen ins Midgame!

Das 1-of Aetherspouts hab ich bis dato öfters geboardet, hat mich aber noch nicht überzeugt.

Alles in Allem ist das Sideboard aber durchaus brauchbar, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle noch getuned werden muss.

Warum ich so begeistert von dem Deck derzeit bin, ist nicht nur, weil ich es selber gebaut habe und mein schlechtestes Ergebnis ein 3:2 war, wo ich eine Runde zu spät zum FNM gekommen bin, sondern dass ich glaube, mich im letzten Jahr sowohl "deckbaumäßig" als auch spielerisch weiterentwickelt zu haben. Das traue ich mich zu sagen, da mir mein Bruder letzte Woche 3 Top-8-Decks der StarcityGames-Turnierserie geschickt hat, die meinem Deck zu 80-90 Prozent ähneln. Das freut dann natürlich schon und zeigt auch, dass, wenn man eine gewisse Art von Decks gerne mag und sich damit beschäftigt, man das auch schaffen und immer Decks in seinem "Wohlfühlbereich" spielen kann.

Würde ich in nächster Zeit einen Grand Prix oder Pro Tour Qualifier in Format Standard spielen, dann würde ich dieses Deck einsleeven, vielleicht noch die eine oder andere Änderung vornehmen und wäre mir sicher, dass ich kein komplett grässliches Matchup derzeit habe. In diesem Sinne möchte ich mich bei allen bedanken, die bis zu Ende gelesen haben. Never stop brewing...





Christopher Postel

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